Krankheiten der Zuckerrübe

Cercospora- und Ramularia- Blattflecken
Symptome: kleine, beige-graue, rundliche Flecken mit einer markanten rötlich-braunen Umrandung. Bei starkem Befall verdorrt die ganze Blattfläche.
Cercospora: graues Pilzmycel mit schwarzen Punkten (Lupe)
Ramularia: weisses Pilzmycel (Lupe)
Schaden: Verluste bis über 30% sind möglich. Wurzelertrag und Zuckergehalt
Auftreten: Ab Juli bis September. Vor allem in Regionen mit viel Rüben, in engen Fruchtfolgen und an pilzträchtigen Feldstellen wie Waldränder, entlang von Gewässern etc. Befallsbeginn oft neben Rübenparzellen des Vorjahres.
Bekämpfung: Wenn die Schadenschwelle von 1-2 befallenen Pflanzen pro Are erreicht ist, durch Spritzen folgender bewilligter Fungizide; wobei aus Resistenzgründen strobilurinhaltige Produkte (*) nur noch bei der ersten Behandlung eingesetzt werden sollen. Wird starker Befall erwartet (Hauptrübengebiete, Flusstäler, Rüben mit Bewässerung etc.) raten wir bei den ersten beiden Behandlungen zu einer Beimischung von 1.5 - 2 l/ha Funguran flow:
Mittel: | Dosis | Mittel | Dosis/ha |
Allegro* | 0.75 | Priori Top | 1.0 |
Agrora SC* | 0.4 | Avenir Pro | 0.5 |
Amistra Xtra* | 1.0 | Ombral | 0.75 |
Proline | 0.6 | Spyrale | 1.0 |
Slick/Bogard | 0.5 |
Wirkungsdauer einer Behandlung: ca. 3 Wochen. Die abstoppende Wirkung der Fungizide ist bescheiden. Ein Zusatz von Kupfer (Funguran flow 1.5 - 2 l/ha) verbessert die Wirkung der Fungizidmassnahme deutlich.
Vorbeugen: Maximal jedes 4. Jahr Rüben. Nach Möglichkeit Zuckerrüben nicht auf dem Rübenlager oder neben dem Rübenfeld des Vorjahres anlegen. Tolerante Sorte (tiefe Boniturnote) wählen.
Verwechslungsmöglichkeiten: Bakterielle Blattflecken

Rizomania
Die viröse Wurzelbärtigkeit ist eine vom Bodenpilz Polymixa betae übertragene Viruskrankheit.
Symptome: Die Blätter fallen durch bleiche, hellgrüne, fast durchsichtige Farbe auf. Sie sind schmal und langstielig, welken an der Tageshitze. Wurzelbart im Boden.
Schaden: Bei nicht resistenten Sorten kann der Ertrag um 30 bis 50% abfallen, der Zuckergehalt kann bis unter 13% sinken.
Auftreten: In infizierten Feldern verstärken hohe Temperaturen und Feuchtigkeit (Bewässerung) den Ausfall. Sichtbar wird die Krankheit ab Ende Juni.
Bekämpfung: Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Inzwischen sind aber alle Zuckerrübensorten in der Schweiz rizomaniatolerant und das Problem somit gelöst.
Verwechslungsmöglichkeiten: Wurzel-Nematoden

Späte Rübenfäule - Rhizoctonia solani
Schadbild: Am Rübenkörper trockenfaule, eingesunkene grau-braune bis schwarze Stellen mit mehr oder weniger tiefen Rissen. Im Verlauf des Sommers gelangen durch diese Eintrittspforten oft Pilze und Bakterien, die bis zur Ernte die Wurzel ganz verfaulen lassen. Die Fäule entwickelt sich von aussen nach innen.
Welkende und verdorrte Blätter liegen sternförmig auf dem Boden. Erste Symptome sind bereits bei Reihenschluss sichtbar. Die Schäden werden aber oft erst im Spätsommer bemerkt.
Auftreten: Ab Juni bis zur Ernte, vor allem bei feucht-warmer Witterung und in verdichteten, staunassen Böden. Grosse Massen eingearbeiteter Pflanzenrückstände und Mist erhöhen das Risiko ebenso wie hohe Güllegaben.
Bekämpfung: Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Auf bekannten Befallsstandorten kann die tolerante Sorte (siehe Sortenliste) weiterhelfen. Leider unterschreitet sie unter Nichtbefall das Ertragsniveau der Standardsorten deutlich. Gegen Frühbefall kann auch das bewilligte Fungizid Amistar Xtra mit 0,8 l/ha im 4- bis 8-Blattstadium der Rüben vorbeugend eingesetzt werden.
Vorbeugen: Bodenstruktur verbessern, angepasste Kalk- und Humusversorgung, Verdichtungshorizonte aufbrechen, Wasserabfluss sichern (Drainage), kein Befahren wenig tragfähiger Böden, Pflanzenrückstände und Mist nur oberflächlich einarbeiten, Grasnarben vor dem Pflügen aufbrechen. Möglich weder Mais noch Raygras direkt vor Rüben anbauen, denn diese fördern den rübenschädigenden Fäulepilz.
Verwechslungsmöglichkeiten: Bormangel

Besenrüben
Schadbild: Wachstumsstillstand. Das Blattwerk richtet sich auf, zeigt Mangelerscheinungen aller Art, mit rötlichen Blatträndern. Oft fehlende oder schwarze Pfahlwurzel, viele schwarze Seitenwurzeln (Wurzelbrand).
Auftreten: Ab Mai bis in den Sommer. Luftmangel im Boden. Mögliche Ursachen: Saure Böden, unstabile, verdichtete, hohlraumarme Bodenstruktur, zu feines Saatbeet, Verdichtungshorizonte, Pflugsohlen, Mist oder viel untergepflügtes org. Material. - Grosse Ertragsausfälle.
Bekämpfung: Keine direkte Bekämpfung möglich. Weder Hacken noch Blattdünger können den Schaden wirksam beheben.
Vorbeugen: Saure Böden aufkalken, gute Bodenstruktur fördern, Luft - Wasserhaushalt muss stimmen. Tieflockerung verdichteter Böden. Kein Bearbeiten nasser Böden.

Gürtelschorf
Wird durch Bodenpilze (Actinomyceten) ausgelöst.
Symptome: Der Rübenkörper wird unter der Bodenoberfläche schorfig und rissig. Wie ein Gürtel, der sich enger und enger zuzieht, wird die Rübe eingeschnürt. Der Schorf dringt von aussen nach innen langsam ins Gewebe ein. Tritt die Infektion früh auf, können Fäulepilze sekundär die Rüben zusätzlich schädigen. Am Blattapparat ist bis zur Ernte nichts zu erkennen. Oft sind auch der oberirdische Kopfteil und die Wurzelspitze nicht betroffen.
Schaden: Leichter Befall = kein Ertragsverlust Befall stärker = wenig Ertragsverlust Starker Befall mit Fäule = Rüben brechen an der eingeschnürten Stelle im Boden ab => grosser Gewichtsverlust, Reduktion des Zuckergehalts.
Auftreten: Vom Sommer bis zur Ernte. Hauptsächlich auf sauren Böden oder bei unstabiler, verdichteter, hohlraumarmer Bodenstruktur, zu feines Saatbett.
Bekämpfung: Keine direkte Bekämpfung möglich
Vorbeugung: Saure, schluffige Böden aufkalken, gute Bodenstruktur fördern, Luft - Wasserhaushalt muss stimmen.

Echter Mehltau
Symptome: auf mittleren und älteren Blättern mehlig weisser Belag. Bei starkem Befall vergilben die Blätter. Der Belag lässt sich leicht abwischen.
Schaden: Verluste bis 10% sind möglich. Wurzelertrag und Zuckergehalt
Auftreten: Ab Ende Juli bis September. Bei trocken-warmer Witterung mit Taubildung oder einer Tag-Nacht-Temperaturdifferenz von 15°C ist eine explosionsartige Ausbreitung möglich.
Bekämpfung: Wird Mehltau im Bestand festgestellt sollte bei entsprechender Witterung (vgl. oben) umgehend ein bewilligtes Fungizid gespritzt werden. Gleiche Produkte wie gegen Cercospora.
Vorbeugen: Sortenanfälligkeit beachten.
Spezielles: Da Rübenrost (optisch ähnlich wie Braunrost bei Weizen) für eine starke Ausbreitung die gleichen Witterungsbedingungen wie Mehltau braucht, sind diese beiden Blattkrankheiten oft gleichzeitig anzutreffen. Rübenrost macht keinen wirtschaftlichen Schaden.

Bakterielle Blattflecken - Pseudomonas
Symptome: dunkle Flecken mit unregelmässiger Form und Grösse (2-3mm und rund bis einige cm und eckig). Entlang von Blattadern, Blatträndern und Blattverletzungen. - Kein Pilzmycel im hellen Hof (Lupe).
Schaden: keine wirtschaftlichen Schäden. Beim Abtrocknen kommt die Krankheit zum Stillstand.
Auftreten: nach längerer nass-kalter Witterung bereits ab Mai. Oft nach Starkniederschlägen oder Hagel im Vorsommer (Bakterien gelangen mit Regenspritzer vom Boden aufs Blatt).
Bekämpfung: Eine Bekämpfung mit Fungiziden ist weder möglich noch nötig.
Verwechslungsmöglichkeiten: Cercospora, Ramularia