Nach den Starkbefallsjahren 2015 und 2017 wurde die Cercosporatoleranz des Sortenportfolios in den letzten Jahren stetig verbessert. Cercosporatolerante Sorten der ersten Generation zeigten Ihre Vorzüglichkeit nur unter Befall, in Jahren ohne oder mit wenig Befall war die Leistung den Normalsorten stark unterlegen. Mit der Zulassung von ESCADIA KWS änderte sich dies schlagartig. ESCADIA KWS war die erste Cercosporasorte, welche mit und ohne Befall Höchstleitungen und ein grünes Blatt bis zur Ernte zeigte. Es folgten die Sorten INTERESSA KWS, BTS2030, ANTONICA KWS und die Rizoctoniasorte NOVATESSA KWS, alle werden mit dem Label CR+ vermarktet. Die Nachfrage ist enorm, die Anbaufläche stieg innerhalb von 2 Jahren auf 6000 ha. Nach zwei Anbaujahren mit mittlerem Cercosporabefallsdruck und wunderschönen grünen Feldern wechselten Ende August viele Felder innerhalb einer Woche schlagartig die Farbe von grün auf braun.
Wie bei der Entwicklung der Fungizidresistenz können sich die Cercosporapilze so anpassen, dass sie die Sortenresistenz durch Selektion auf virulente Stämme überwinden. Wie schnell ein Pilz seine Virulenz gegenüber resistenten Sorten entwickelt, hängt in erster Linie von den Eigenschaften des Pilzes und von der genetischen Architektur der Resistenz ab. Meistens sind einzelne grosse Resistenzgene mit einer grossen Wirkung (Majorgene) weniger dauerhaft als mehrere Resistenzgene mit einem geringeren Resistenzeffekt. Alle CR+ Sorten sind mit einem Cercosporamajorgen ausgestattet, der Pilz durchläuft bei idealen Bedingungen mehrere Vermehrungszyklen, die Ausbreitung ist darum sehr schnell.
Die Züchterhäuser betonen seit der Markteinführung die Notwendigkeit von mindestens einer Fungizidapplikation beim Anbau von Cercosporaresistenten Sorten. Der richtige Zeitpunkt der Startapplikation ist ganz entscheidend für den Bekämpfungserfolg. Die diesjährigen, für den Pilz idealen Witterungsbedingungen anfangs August (hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme) führten zu einer enormen Sporulation, der Druck auf die Genetik war riesig. Vielerorts hielt sie diesem Druck nicht stand, die Pflanzen wurden krank, die Zuckergehalte sanken stark ab und zurück im Feld bleibt das Inokulum für das nächste Jahr.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren müssen wir darum bereits jetzt mit einem höheren Befallsdruck im nächsten Sommer rechnen. Die Zuckerrüben brauchen zwingend einen guten Schutz mit Fungiziden. Alle CR+ Sorten (auch die Neuzulassungen BTS8735 und SMART BEPPINA KWS) werden darum nicht für den BIO- und Extensoanbau empfohlen. Das Cercosporamonitoring wird auch 2025 durchgeführt. Für das Auftreten der ersten Pusteln ist aber auch das Mikroklima entscheidend, und dieses kann stark variieren. Eine Feldkontrolle ist daher zwingend nötig. Zur Reduktion des Inokulums kann sich eine Bodenbearbeitung lohnen. Mit diesen Massnahmen hoffen wir, dass wir im nächsten Jahr wieder grüne Blätter bis zur Ernte haben.
Grundsätzlich gilt, dass die Kombination von resistenten Sorten mit Fungiziden die Erregerpopulation klein hält und dadurch die resistenten Sorten und auch die Fungizide ihre Wirksamkeit gegenseitig erhalten. Im Hinblick auf ein nachhaltiges Resistenzmanagement von Fungizid- und Sortenresistenz, müssen in den Extensoprogrammen zukünftig auch einzelne Fungizidapplikationen ermöglicht werden. Dies wird von Seiten der Fachstelle seit zwei Jahren beim jährlichen Treffen mit BLW/BLV gewünscht. Sowohl den Wirkstoffen wie auch den Resistenzgenen müssen wir Sorge tragen.
Die Sortenliste besteht neu nur noch aus zwei Listen mit dem Hauptentscheidungskriterium SBR JA oder NEIN. Zudem haben wir sämtliche Segmente zusammengeführt, damit die Vergleichbarkeit unter den Sorten einfacher wird und wir somit die Sortenwahl vereinfachen können. Auf der Schweizerkarte sehen sie in rot das SBR Gebiet (linke Sortenliste wählen). Die schraffierte Fläche kennzeichnet die Übergangszone, hier kann eine Sorte aus beiden Listen (mit dem Vermerk «SBR») gewählt werden. Der unten aufgeführte «Entscheidungsbaum » soll helfen, je nach Betriebsphilosophie und SBR-Befallslage bzw. Standortbedingungen die entsprechend richtigen Sorten zu eruieren.